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Mannes, der seinesgleichen nicht hatte im Führen des Pfluges, der
furchtlos Tag und Nacht durch unsere Berge eilte, und der bei
seiner Rückkehr seiner Frau und seinen Kindern immer
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zulächelte. Ach, wir haben ihn alle geliebt! Wenn er fortging,
wurde der Herd traurig und wir aßen ohne Lust. Und was wird
nun werden, wo unser Schutzengel in die Erde gebettet wird und
wir ihn niemals wiedersehen? Niemals, liebe Freunde, niemals,
gute Verwandte, niemals, meine Kinder! Ja, meine Kinder haben
ihren guten Vater verloren, unsere Verwandten haben ihren guten
Verwandten verloren, meine Freunde haben einen guten Freund
verloren, und ich, ich habe alles verloren, wie das Haus seinen
Herrn verloren hat!«
Sie nahm des Toten Hand, kniete nieder, um ihr Gesicht besser
daraufpressen zu können, und küßte sie. Die Dienstboten aber
schrien dreimal:
»Der Herr ist tot!«
In diesem Augenblick trat der älteste Sohn zu seiner Mutter und
sagte zu ihr:
»Die aus Saint-Laurent sind gekommen, liebe Mutter, sie werden
Wein haben müssen.«
»Lieber Sohn,« antwortete sie, den feierlichen und klagenden Ton,
mit dem sie ihren Gefühlen Ausdruck verlieh, aufgebend, mit
leiser Stimme, »nehmt die Schlüssel, Ihr seid nun Herr hier
drinnen, seht zu, daß sie hier die Aufnahme finden können, die
ihnen Euer Vater bereitete, damit ihnen hier nichts verändert
vorkommt ... Daß ich dich doch noch einmal zu meiner Freude
sähe, mein würdiger Mann!« fuhr sie fort. »Doch, weh, du fühlst
mich nicht mehr, ich kann dich nicht mehr erwärmen! Ach, alles,
was ich wünschte, würde sein, dich noch einmal zu trösten, indem
ich dich wissen ließe, daß du, solange ich am Leben bleiben
werde, in dem Herzen weilen wirst, an dem du deine Freude
hattest, daß ich glücklich sein will in der Erinnerung an mein
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Glück, und daß dein teures Gedenken in diesem Zimmer
fortbestehen soll. Ja, es wird immer voll von dir sein, solange Gott
mich hier lassen mag. Höre mich, mein lieber Mann! Ich schwöre,
dein Bett so zu lassen, wie es jetzt ist. Niemals habe ich mich
ohne dich hineingelegt, es möge also leer und kalt bleiben. Dich
verlierend, habe ich wirklich all das verloren, was das Weib
macht: Herrn, Gatten, Vater, Freund, Gefährten, Mann, kurz
alles!«
»Der Herr ist tot!« schrien die Dienstboten.
Während des Schreis, der allgemein wurde, nahm die Witwe die
an ihrem Gürtel hängende Schere und schnitt sich die Haare ab,
die sie in ihres Gatten Hand legte. Es entstand ein tiefes
Schweigen.
»Dieser Akt bedeutet, daß sie sich nicht wiederverheiraten will,«
sagte Benassis. »Viele Verwandte erwarteten diesen Entschluß!«
»Nimm, mein lieber Herr,« sagte sie mit einer Herzenswärme in
der Stimme, die alle Anwesenden bewegte, »hüte in deinem Grabe
die Treue, die ich dir geschworen habe. So werden wir immer
vereint sein, und ich will unter deinen Kindern aus Liebe zu jener
Nachkommenschaft bleiben, die deine Seele verjüngte. Könntest
du mich hören, mein Mann, mein einziger Schatz, und vernehmen,
daß du mich noch leben läßt, du, der du tot bist, um deinem
geheiligten Willen zu gehorchen, und um dein Gedächtnis zu
ehren!«
Benassis drückte Genestas die Hand, um ihn einzuladen, ihm zu
folgen, und sie gingen hinaus. Der erste Saal war angefüllt mit
Leuten, die aus einer anderen, ebenfalls in den Bergen gelegenen
Gemeinde gekommen waren. Alle blieben schweigsam und
gesammelt, wie wenn der Schmerz und die Trauer, die über
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diesem Hause schwebten, sie bereits ergriffen hätten. Als Benassis
und der Major über die Schwelle gingen, hörten sie folgende
Worte, die einer der neu hinzugekommenen Gäste zu dem Sohne
des Entschlafenen sagte:
»Wann ist er denn gestorben?«
»Ach,« rief der Aelteste, der ein Mann von fünfundzwanzig
Jahren war, »ich habe ihn nicht sterben sehen! Er hatte mich
gerufen und ich war nicht da!«
Schluchzen unterbrach ihn, aber er fuhr fort:
»Am Vorabend hat er zu mir gesagt: : Junge, du sollst in den
Flecken gehen und unsere Steuern bezahlen; die
Begräbnisfeierlichkeiten für mich könnten euch hindern, daran zu
denken, und wir würden zu spät kommen, was noch nie geschehen
ist.9 Es schien ihm besser zu gehen, und ich, ich bin gegangen.
Während meiner Abwesenheit ist er gestorben, ohne daß ich
seiner letzten Umarmungen teilhaftig geworden bin! In seiner
letzten Stunde hat er mich nicht bei sich gesehen, wie ich es sonst
immer war!«
»Der Herr ist tot!« schrie man.
»Ach, er ist tot, und ich habe weder seine letzten Blicke noch
seinen letzten Seufzer empfangen. Warum nur an die Steuern
denken? Wär' es nicht besser gewesen, unser ganzes Geld zu
verlieren, als das Haus zu verlassen? Könnte unsere Habe sein
letztes Lebewohl bezahlen? Nein ... Mein Gott! Wenn dein Vater
krank ist, verlaß ihn nicht, Jean, du würdest dir sonst dein ganzes
Leben über Vorwürfe machen.«
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»Lieber Freund,« sagte Genestas zu ihm, »ich habe Tausende von
Männern auf den Schlachtfeldern sterben sehen, und der Tod
wartete nicht, bis ihre Kinder kamen und ihnen Lebewohl sagten;
also tröstet Euch, Ihr seid nicht der einzige.«
»Ein Vater, mein lieber Herr,« erwiderte er in Tränen
ausbrechend, »ein Vater, der ein so guter Mann war.«
»Diese Leichenrede,« sagte Benassis, sich mit Genestas nach den
Nebengebäuden der Meierei wendend, »dauert bis zu dem
Augenblick, da die Leiche in den Sarg gelegt wird, und die ganze
Zeit über wird die Rede dieser klagenden Frau sich an Wucht und
an Bildern steigern. Doch, um vor einer so großen Versammlung
so zu reden, muß eine Frau durch ein makelloses Leben das Recht
dazu erworben haben. Wenn die Witwe sich den geringsten Fehl
vorzuwerfen hätte, würde sie nicht ein einziges Wort zu sagen
wagen; andernfalls hieße das sich selber dazu verurteilen,
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