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sondern auch zu den Crewmitgliedern Beziehungen aufgebaut.
Paige jedoch kannte diese Leute gar nicht. Chloe hatte sie
bestmöglich ins Bild gesetzt, aber es waren einfach zu viele
Informationen, und Paige konnte sich unmöglich alles merken.
Sie musste sich einfach selbst einen Eindruck von diesen
Menschen machen und ganz neue Beziehungen zu ihnen
aufbauen.
Als erste Amtshandlung berief Paige Chloe zu ihrer
persönlichen Assistentin. Oscar hatte keine Einwände: Soweit er
wusste, hätte sich ohne Chloes Eingreifen sein Star aus dem
Staub gemacht und die Produktion wäre am Ende gewesen. Und
mit dieser Einschätzung hatte er Recht, obwohl er nicht mit allen
Einzelheiten der Geschichte vertraut war. Je weniger Leute von
dem Austausch wussten, umso besser.
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Also war es Chloes Aufgabe, sich jedes Mal einzuschalten,
wenn Paige von jemandem angesprochen wurde mit »Penny«
natürlich.
»Penny, kannst du dir eine Viertelstunde für ein Gespräch mit
einem Reporter vom Chronicle freischaufeln?«
»Mensch, Roger«, rief Chloe, »das ist ja aufregend! Roger
leistet wirklich hervorragende Arbeit als Pressesprecher, nicht
wahr, Penny?«
»Wirklich, Roger!«, sagte Paige. »Vielen Dank!«
In der Zwischenzeit suchte sie fieberhaft nach einer
Eselsbrücke: Roger, Roger, reimt sich auf & jetzt weiß ich s,
Dodger! Roger Dodger, das passt zu ihm, denn er ist schnell von
Begriff und hat auf alles eine Antwort.
Schon kam die Nächste herein.
»Penny, Darling, hier sind die Seiten für heute!«
»Oh, Lucy, du bist wirklich die Beste!«, sagte Chloe. »Es gibt
kein besseres Scriptgirl als dich!«
»Danke, Lucy!«, sagte Paige und nahm die Seiten mit den
umgeschriebenen Dialogen.
Lucy & Lucy & Lucy Goosey? Lucy in the Sky with
Diamonds?, überlegte sie. Wie soll ich mir nur die vielen Leute
merken! Im Verlauf des Tages klappte es immer besser.
Manchmal kamen ihr die Eselsbrücken zugute, zum Beispiel im
Fall von Freddy, dem männlichen Hauptdarsteller. Was für ein
Aufschneider!
Ready Freddy!, dachte sie. Wer hätte gedacht, dass man so
viel Ego in einen so kleinen Körper hineinquetschen kann!
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Seine Dialogbeiträge waren gekünstelt und affektiert.
Zwischendurch schimpfte er immer wieder über Kleinigkeiten,
die am Set schief gingen.
Dennoch war er immer und zu allem bereit & bereit für einen
bissigen Kommentar, für eine Beschwerde; bereit, Paige
nachzustellen und ihr den Rock hochzuziehen trotz Krücken
und Gipsbein.
Paige erlebte an diesem Tag zwei große Augenblicke der
Wahrheit, den ersten gleich bei der ersten Szene, die viel besser
als erwartet über die Bühne ging. Paige spielte eine junge Frau,
die von einer Verabredung mit ihrem Freund nach Hause kam
und ihre Eltern stumm und betroffen vor dem großen Radio
sitzend vorfand. Der Sprecher beschrieb den Angriff auf Pearl
Harbor und informierte die Zuhörer, dass die Vereinigten
Staaten sich nun offiziell im Kriegszustand befanden.
Um die für diese Szene nötige Bestürzung wachzurufen,
musste Paige nur an den Tag denken, an dem sie nach dem
Autounfall, bei dem ihre Eltern umgekommen waren, im
Krankenhaus wach wurde und begriff, dass sie nun keine
Gelegenheit mehr haben würde, sich mit ihnen zu versöhnen.
Eine Reise in die eigene Vergangenheit hatte ihr später
geholfen, ihre inneren Dämonen zu beschwichtigen, obwohl sie
trotz aller Bemühungen ihre Eltern nicht hatte retten können.
Die Zeit hatte einen Weg gefunden, sich nicht von ihrem Lauf
abbringen zu lassen, und der Todesengel ließ sich nicht
verleugnen.
An diese Dinge zu denken und all diese Gefühle noch einmal
heraufzubeschwören empfand Paige seltsamerweise eher als
spirituelle Reinigung denn als Tortur, und alle am Set waren
sprachlos gewesen vor Begeisterung über ihre Darbietung.
Die zweite, viel schwierigere Herausforderung kam, als Ned
kurz nach der Mittagspause am Set auftauchte.
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Böse oder nicht, er war auf jeden Fall ein scharfer Braten,
und das erleichterte Paige die Annäherung.
Ned sah sie komisch an, und seine raue Art fiel sofort von
ihm ab. »Sie wirken verändert.«
Merkte er, dass sie nicht Penny war? Paige beschloss, sich
nicht verrückt zu machen. »Weil ich nachgedacht habe.«
»Worüber?«
»Über uns.«
Er lächelte, dann zwang er sich, rasch wieder unbeteiligt
dreinzublicken. »Ich wusste nicht, dass es überhaupt ein : uns9
gibt.«
Paige zuckte mit den Schultern. »Tja, wenn Sie nicht
interessiert sind & « Sie machte auf dem Absatz kehrt und
rauschte hinaus.
»Moment, Moment!«, rief Ned ihr hinterher und vergaß seine
coole Fassade vollkommen, als er hinter ihr herrannte und ihr
den Weg abschnitt. »Das habe ich nicht gesagt. Es kommt nur
& überraschend.«
»Sie haben wohl nicht erwartet, dass ich mich so schnell
besinne, was?«
»Ich weiß nicht. Tun Sie das denn?«
Paige wurde ruhiger; sie hatte die Situation unter Kontrolle.
»Könnte sein. Wenn Sie es geschickt anstellen.«
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