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Im strömenden Regen waren die roten Laternen vorne an der Straßenecke kaum zu erkennen.
Endlich, gleich war sie zuhause. Annika war mit dem Bus gefahren. Den rauen Kommentar eines
Berliner Taxifahrers angesichts ihres ruinierten Make-ups hätte sie nicht mehr ertragen, auch
wenn sie wusste, dass es als Trost gemeint war. An der Haltestelle war sofort ein Bus gekommen,
und sie war eingestiegen und hatte sich auf einen der dunkleren Plätze gesetzt. Die ganze Strecke
bis zum Hackeschen Markt hatte sie in den Regen gestarrt. Sie verstand Patrick nicht mehr. Er war
doch nicht der Typ, der zwei Nummern auf einmal schob. Oder hatte sie sich so in ihm getäuscht?
Schon wieder kamen die Tränen hoch, und Annika wischte sich rasch übers das nasse Gesicht.
Vor der Sushi-Bar stand ein korpulenter Mann unter einem riesigen Regenschirm und schien
auf jemanden zu warten. Das gelbe Licht aus dem Restaurant leuchtete bis auf die Straße, hinter
den Scheiben konnte Annika ein Paar erkennen, die sich von der Bedienung mit den gepiercten
Saphiren in den Augenbrauen das Menü erklären ließen. Die Bedienung stammte aus Südkorea,
sprach aber Berlinerisch wie eine Einheimische. Annika ging gerne zu ihr, und auch Patrick hatte
sie sofort gemocht. Sie erinnerte sich, wie er zum ersten Mal von der megascharfen Wasabi-Paste
gekostet hatte. Neugierig, draufgängerisch, und er konnte über sich selbst lachen. Sie liebte diesen
Mann.
 Annika? , fragte eine heisere Stimme.
Sie fuhr erschrocken herum. Der Mann mit dem Schirm war ihr ein paar Schritte nachgegangen.
 Ja? , sagte sie zögernd und fragte sich, woher der Mann ihren Namen kannte. Sie versuchte,
sein Gesicht zu erkennen, doch der Schirm verdeckte es nach wie vor.
Nun drehte der Mann sich schnell um und rief in Richtung Sushi-Bar:  Da ist sie endlich!
Wusst ich s doch, dass das meine Kleine ist.
Annika starrte zur Sushi-Bar, wo ihre & ja, da stand ihre Mutter im leichten beigen
Sommermantel in der Tür und hatte ein buntes Tuch um den Kopf geschlungen.
 Was & ? , wollte sie fragen, aber dann schob ihr Vater den riesigen Regenschirm über sie und
brachte sie beide darunter ins Restaurant.
 Wir fliegen nachher , sagte ihre Mutter, als sie alle um den Tisch herum saßen.  Mit dem
Spätflug nach Düsseldorf. Dein Vater hat sich eine heftige Erkältung geholt, er muss dringend ins
Bett. Auf dem Sitz neben Annika stand die große Reisetasche ihrer Mutter, und unter dem Tisch
hatte sie kaum Platz für ihre Beine wegen der beiden Koffer und den Einkaufstüten von KaDeWe
und Lafayette.
Die gepiercte Bedienung kam und blickte Annika mit erhobener Augenbraue an, so dass sie
schnell einen Sake bestellte. Kaum war das Mädchen weg, flüsterte ihre Mutter:  Der ist doch viel
zu teuer, die importieren den direkt aus Japan.
Annika schaute zu dem Bier, das vor ihrem Vater stand, und dem fast leeren Glas
Apfelsaftschorle vor ihrer Mutter.  Ihr habt hier nicht mal was gegessen?
Ihre Eltern schüttelten den Kopf, ihr Vater nieste. So wie es aussah, warteten sie schon Stunden
hier. Das nächste Mal, wenn sie mit Patrick & wenn sie mit wem auch immer in die Sushi-Bar
kam, würde sie das teuerste Fisch-Menü bestellen. Die Bedienung hatte was gut bei ihr.
 Warum habt ihr mich nicht angerufen? Wenn sie sich nicht mit Patrick gestritten hätte, säße
sie immer noch im Facil. Ihr Eltern hätte ewig auf sie warten können.
 Dein Vater hat das Geschäftshandy nicht dabei, ist doch eine Privatreise , erklärte ihre Mutter,
und ihr Vater nickte. Dann räusperte er sich.  Wir wollten uns noch verabschieden.
 Und dir was für Simon mitgeben. Rasch zog ihre Mutter eine flache Schachtel aus ihrer
Handtasche.
 Das hat deine Mutter auf einem Flohmarkt gefunden.
Annika lächelte ihren Vater an, der sichtlich stolz auf seine Frau war.  Was ist es denn?
 Kann er immer brauchen , meinte ihr Vater.
 Na ja, echtes Leder ist es nicht. Ihre Mutter hob den Deckel der Schachtel, in sandgelbes
Seidenpapier eingewickelt lag eine schwarze Brieftasche aus Kunstleder.
 Eine Brieftasche? Für Simon? , meinte Annika überrascht.
Ihre Mutter klappte die Schachtel mit einem beleidigten Gesichtsausdruck wieder zu.  Das wird [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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